Nach einem sehr guten Frühstück, zu dem viel nachgeschenkt wurde, breche ich von Dannenfels aus. Der ganze Ort Dannenfels liegt quasi in Hanglange. Wer von der Unterstraße zur Oberstraße geht, macht richtig viele Höhenmeter. Jeder Bürger, der dir wohlgesonnen ist, rät deshalb die höhere Straße nur dann zu verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. In dem Ort gibt es richtige schöne Esskastanien in unterschiedlichen Altersstufen. Richtig alte Bäume mit mächtigen Stämmen und dann auch noch echte Jungbäume. Alle blühen sie.
Ab Dannenfels geht es mit 2 Unterbrechungen immer leicht bergab. Man kommt zuerst durch Felder. Hier sehe ich zum ersten Mal fliegende Heuschrecken, immerhin 6 Exemplare. Ob es schon immer fliegende Heuschrecken in Deutschland gegeben hat oder ob diese Art wegen der Klimaerwärmung jetzt in die Pfalz eingewandert ist, weiß ich nicht.
Nach den Feldern geht es wieder links in den Wald. Alles ist schön grün. Man kommt durch den Ort Bolanden. Am Anfang sieht man einen Sportplatz, dann kommen die Neubausiedlungen mit vielen großen Häusern. Je näher ich dem alten Ortskern komme, desto älter und kleiner werden die Häuser. Ich sehe kaum Menschen auf der Straße, alle Geschäfte haben zu.
Danach geht es in Richtung Bolanderhof. Nach dem Hof muss man aufpassen, da die Karte kurz wieder die falsche Richtung anzeigt. Anstelle von links muss man rechts gehen und kommt dann zu einer Unterführung der Autobahn A63. Nach der A63 Unterführung geht es auf einen flachen Berg den Galgengewanne, der später in den Wartberg übergeht. Der Berg ist ein kleines Hochplateau, auf dem zahlreiche Windräder und viele Felder stehen. Der Aufstieg lohnt sich, es gibt einen fantastischen Rundblick, der einen auf den nächsten Kilometern begleitet.
Am Ende des Wartberges geht es rechts nach Albisheim. In dem Ort gibt es leider keine Gasthäuser mehr, dafür aber ein Edeka Markt, einen fantastischen Kinderspielplatz und ein tolles Biotop um einen Weiher herum. Warum mir der Kinderspielplatz gefällt? Es gibt tolle fast schon natürliche Spielgeräte, wie eine Hangrutsche, ein Atrium im Hang und eine Reihe von Baumstämme (siehe Beitragsbild), die übereinander liegend eine herrliche Herausforderung für Kinder sind. Dementsprechend gut ist der Spielplatz gut besucht. Das Feuchtbiotop ist durch einen Elektrozaun geschützt. Mit meinem Fernglas kann ich trotzdem einige Tiere gut beobachten. Gut, die Frösche hört man auch so sehr deutlich, aber ich sehe 5 Reiher, 4 Nilgänse, 3 Blesshühner, 5 Stockenten und ich möchte nicht wissen, was mir alles entgangen ist. Eine Brücke zum Beobachten hat der Nabu aufgestellt und dabei auch eine Liste einer Biologin aufgehängt. Diese Liste zeigt über 76 verschiedene Vogelarten auf, die von ihr beobachtet wurden. Aktuell war die Liste auch: Juni 2020.
Es ist schwülwarm und ich beschließe im nächsten Ort Zellertal nach einer Unterkunft zu suchen. Meine Beine werden müde und ich gehe bewusst ein bisschen langsamer. In Zellertal sind aber leider alle Gasthäuser zu oder wegen Corona geschlossen. Ich fange schon an, Autofahrer anzusprechen, ob sie in den nächstgelegenen Ort Wachenheim fahren und mich mitnehmen können. Aber keiner oder keine will nach Wachenheim. Am Ortsausgang fällt mir ein Schild auf: Hotel Kollektur in Zell. Ganz in der Nähe. Ich rufe an und kriege tatsächlich die freundliche Auskunft, das ein Bett frei ist, der Restaurantbetrieb leider geschlossen hat. Es wird sogar noch besser, Zell liegt auf dem Berg und ich stehe im Tal. Aber ich muss nicht abgekämpft die Steigung hochlaufen, sondern werden mit dem Auto abgeholt. Das Hotel ist in einem schön renovierten historischem Kollekturhaus aus dem 18. Jahrhundert. Die Aussicht von der Dachterrasse ist abwechslungsreich und ich kann mit viel Muße dort sitzen und mich einfach freuen, angekommen zu sein. Es gibt sogar – trotz geschlossenem Restaurant – einen Flammkuchen und ein belegtes Brot für mich zu essen. Der Gastgeberin sei Dank! Mit mir sind noch 6! weitere Gäste da: ein Ehepaar aus Niedersachsen und 4 Freundinnen, die ihre Freundschaft mit Sekt feiern. Mit dem Ehepaar komme ich in ein gutes Gespräch, da sie auch wanderbegeistert sind. Nach einem Tag alleine auf dem Weg ist das jetzt genau das richtige für mich.
Morgen plane ich nach Worms zu wandern. Ich möchte dann einen Tag Pause einlegen, mich mit einem ehemaligen Mitarbeiter treffen, der in Worms lebt. Am Abend kommt mein jüngster Sohn aus Frankfurt. Wir werden dann am Montag gemeinsam Worms erobern. Ich freue mich schon auf die Sohn-Vater-Zeit.