Denkendorf liegt direkt an der Autobahn. Meine Unterkunft liegt am Rande des Ortes und damit relativ weit weg von der Autobahn. Hier ist es ländlich. Der Wirt teilt mir mit, dass um 7 Uhr seine Frau und er im Wald seien und ich dann der letzte im Hause wäre und bitte die Tür hinter mir zu ziehen solle, wenn ich los wandere. Soviel Vertrauen ist auf dem Land selbstverständlich. In Frankfurt wäre das undenkbar. Wenn ich alleine daran denke, wie oft unsere Autos aufgebrochen wurden… Ich verlasse das Haus und gehe in Richtung Autobahn. Der Ort ist zuerst ein verschlafenes Nest und wird dann immer aktiver und aktueller je näher ich der Autobahn komme. Es gibt sogar 2 Edekaläden, die nur 200 Meter auseinander liegen. Der eine ist eher beschaulich, teilweise mit leeren Regalen und an der Kasse sitzt ein leicht übergewichtiger und verschlafener Mann, der andere Lande ist schick, die Regale platzen aus allen Nähten und an den Kassen sitzen hübsche und aufmerksame Mädchen. Auch das Angebot der Bäckerei daneben ist viel besser. Die Ladendichte und -qualität scheint direkt proportional zur Entfernung zur Autobahn zu sein.
Ich unterquere die Autobahn und gehe am nächsten Kreisel links. Hier ist alles schon ganz auf Limes eingestellt. Auf dem Kreisel ist sogar ein Limesdenkmal. Ich folge wieder dem Limesweg in Richtung Osten. Schnell wird es ruhiger und ich höre die Autobahn nicht mehr. Das Wetter ist schön und sonnig. Mein Vater würde sagen: „Ein Wetter zum Heldenzeugen!“. Seit langem komme ich wieder durch ein größeres durchgängiges Waldstück. Der Weg selber führt am historischen Limes entlang, direkt daneben liegt eine kurz gehaltene grüne Wiese. Es wirkt dadurch ein bisschen wie eine Parklandschaft.
Schon seit Tagen konnte ich kein Wild mehr beobachten. Ich wandere den Weg entlang und stelle mir die römischen Legionäre vor, die hier ihre Wachgänge gemacht haben und das römische Reich vor den brutalen Germanen beschützt haben. Auf einmal reißt mich ein Grunzen aus den Gedanken: Wildschweine! Und nicht nur ein paar, sondern eine große Rotte mit mehreren Bachen und schon groß gewordenen Frischlingen. Mitten am Tag und in aller Ruhe suchen sie etwas zu fressen. Wahrscheinlich haben sie noch nichts davon gehört, dass sie zur Jagd freigegeben sind, um die Gefahr einer Schweinepest zu reduzieren. Ich gehe vorsichtig weiter, da so ein wütendes Wildschwein durchaus für Menschen gefährlich werden kann. Die Schweine lassen sich durch mich nicht stören.
Ich wandere den Limes entlang bis ich in das Dorf Sandershausen komme. Inzwischen ist es richtig warm geworden und ich mache Rast in dem Gasthof. Sandershausen wird von einem imposantem Schloß und dazugehöriger Brauerei dominiert. Der zugehörige Adlige soll seinen Stammbaum angeblich bis auf die Römer zurückführen können.
Im Gasthof erzählt mir die Wirtin, dass der Seehofer nur zwei Kilometer entfernt sein Haus hätte. Sie wird von den Stammgästen aus dem Dorf korrigiert: „dem Seehofer seine Frau!“. Ja, die Karin, würde sie aus Schulzeiten gut kennen und sie könne sofort erkennen, wenn der Seehofer hier seine Freizeit verbringen würde: an den Autos und der Security. Die Wirtin erzählt gerne. Als ich ihr mitteile, dass ich heute auf dem Limesweg unterwegs sei, berichtet sie von Menschen, die als römische Legionäre gekleidet und bewaffnet den Limesweg machen würden. Dabei muss sie lachen. Ich kann aber bei diesen Menschen gut mitschwingen. Das muss schon cool sein, so als römische Patrouille den Limesweg entlang zu marschieren und sich vorstellen, dass man gleich auf die barbarischen Germanen zum Scharmützel trifft. Es ist inzwischen heiß geworden. Der heißeste Tag meiner bisherigen Wanderschaft. Die Wirtin empfiehlt mir, den Limesweg zu verlassen und lieber den Radelweg nach Altmannstein zu nehmen, da er schattiger und interessanter sei.
Der Radelweg ist in der Tat gut ausgebaut und genutzt von Radlern. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich eine richtig lange Leitplanke nur für Radfahrer. Wahrscheinlich sind die Radfahrer inzwischen so schnell geworden, dass es schlimme Unfälle gegeben hat und man dann entsprechend bauliche Maßnahmen unternommen hat. Auch fällt mir eine lange Reihe von bemalten Steinen auf, die den Weg säumen. Sie sehen teilweise so aus, als ob Kinder sie bemalt hätten. Motive sind u.a. die Simpsons, Tiere oder kleine Comcfiguren. Sie sehen alle sauber aus. Sie können noch nicht allzu lange da liegen. Aber kein Hinweis auf ihre Bedeutung oder wer sie dahin gelegt hat.
am Radweg nach Altmannstein
Schließlich komme ich in Altmannstein an, bevor meine Socken sich in Rauch auflösen. Altmannstein hat glücklicherweise ein Freibad! Die Besonderheiten dieses Freibades sind, dass man die Bahnen quer eingeteilt hat und dass im ganzen Schwimmbad ein Einbahnverkehr eingerichtet wurde. Das ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Die Erfrischung unter bayrisch blauen Himmel tut aber gut.
Morgen muss ich noch früher aufstehen, es soll wieder heiß werden.