Bevor es losgeht, versorge ich mich beim Lidl mit Getränken für unterwegs. 1 Liter Biomilch trinke ich gleich, vielleicht hilft ja das gegen Heuschnupfen.
Zuerst geht es am Biergarten vorbei auf eine Fußgängerbrücke über die Altmühl. Dann folge ich der Altmühl flußabwärts auf der linken Seite. Nach dem ersten kleinen Dorf auf der Route geht es hoch auf den Talrand und durch einen Buchenwald. Zur Mittagszeit komme ich in Pappenheim an.
Ich finde einen fränkischen Gasthof mit einer einfachen Karte, aber alles mit frischen und guten Produkten aus der Region. Es schmeckt mir. Auf einmal höre ich eine Tuba „I did it my Way“ spielen. Die Kellnerin, die auch Tochter des Hauses ist, klärt mich auf: Auf dem naheliegenden Friedhof findet gerade eine Beerdigung statt und wir können das Blasinstrument gut hören. Es folgen noch die Stücke „What a wonderful world“ und „Von wunderbaren Mächten gut geborgen“. Alles Stücke, die mir auch gut gefallen. Ich würde noch „When I’m gone“ dazu nehmen. Ein bisschen skurril finden es die anderen Gäste, es sich bei Begräbnismusik schmecken zu lassen.
Pappenheim ist ein kleines hübsches Städtchen mit Burgruine, einem historischen Stadtkern und einem Freibad, das ich natürlich besuche.
Da heute kein „Megawedder“ ist, wie die Kellnerin meinte, ist das Freibad nicht voll. Das Bad ist überschaubar groß und hat viele Einrichtungen, wie eine Rutsche, 50-Meter-Bahn oder Beachvolleyballfelder. Ich schwimme ein paar Bahnen.
Auf einmal höre ich wie ein Sänger singt. Live. Andere Mitschwimmer machen mich auf eine Hochzeit aufmerksam, die gleich neben dem Freibad stattfindet. Die Hochzeit findet in der „Weidenkirche“ statt. Den Namen der Kirche kann man wörtlich nehmen, denn die Kirche ist aus Weiden konstruiert und zwar lebenden. Ich kann vom Freibad einen Teil der Zeremonie mitverfolgen. Die Kirche ist wie gemacht für Corona-Zeiten und schönem Wetter. Die Weiden werden jedes Jahr einmal runtergeschnitten und wachsen dann hoch. Ende August sollen sie dann bis zur Spitze hochgewachsen sein.
Mir gefällt es in dem Freibad. Ich werde auch immer wieder Zuschauer von kleinen Szenen: Eine dicke Mutter ist ganz eifrig dabei, dass all ihre Kleinen die Seepferdchenprüfung ablegen. Zuerst wird geübt und dann der Bademeister für die offizielle Prüfung geholt. Ein kleines – vielleicht vierjähriges – Mädchen sagt frech zum Bademeister, dass er ja nur die ganze Zeit rumstehen würde, wofür er eigentlich da sei. Darauf wird der Bademeister offiziell und fragt: „Wer sorgt dafür, dass der Rasen gemäht ist? Wer sorgt dafür, dass die Büsche geschnitten sind? Wer sorgt dafür, dass das Wasser immer sauber ist? Wer?“ und schaut ihr dabei fest in die Augen. Die Kleine antwortet: „Das macht alles der liebe Herrgott!“ Ich muss laut lachen, als ich das höre. Der Bademeister schaut mich streng an und ich habe einen potentiellen Freund weniger im Leben.
Am Abend wandere ich weiter. Es geht wieder auf den Talkamm und ich komme durch eine Wacholderheide. Das Gras wird von Schafen beweidet und zwischendrin stehen immer wieder Wacholderbüsche. Die Sonne scheint jetzt angenehm warm und die steilen Weiden erinnern mich an die Almen in den Alpen. Es riecht sogar ähnlich.
Auf dem Weg treffe ich ein junges Pärchen, die auch eine mehrtägige Wandertour machen. Die ersten seit dem Berliner vor 13 Tagen Sie haben alles für ein Übernachten im Freien dabei. Sie wollen ihre Biwak-Ausrüstung testen und dann auf ihren geplanten Irlandurlaub nutzen. Für die beiden bin ich auch der erste Wanderer, dem sie begegnet sind.
Gegen 19:30 komme ich in Solnhofen an, wo ich eine kleine Ferienwohnung für die Nacht finde.