Heute hat meine Tochter Geburtstag und ich starte meine Wanderung auf dem europäischen Fernwanderweg E 8 von Niederhausen aus.
An der Brücke bei der Nahe-Staustufe sehe ich zum ersten und letzten Mal an diesem Tag die Wegmarkierung für den E8. Es bewahrheitet sich leider, dass eine überregionale Wegmarkierung hier nicht existiert. Für mich als Neuling auf dem E8 heißt dass, aufpassen und immer wieder kontrollieren, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Leider gelingt mir das heute nicht sehr oft und am Ende des Tages bin ich im Ort Oberhausen angekommen, obwohl ich eigentlich nach Obermoschel wollte.
Aber eins nach dem anderen. Startpunkt war ja die Brücke und da war noch alles im Plan.
Ich laufe über die Brücke und dann folge ich rechts der Staustufe bis ich zu einem linken Abzweig komme.
Das lokale Wegenetz ist hervorragend ausgeschildert und so klassifiziert, dass Wanderer schöne Rundwege rund um Bad Kreuznach laufen können. Schon am Namen kann man die Dauer bzw. Schwierigkeit erkennen. So geht beispielsweise eine „Introtour“ meistens über drei bis vier Kilometer und dauert 1-2 Stunden bestens geeignet für den Einsteiger. Also orientiere ich mich am lokalen Wegenetz und wandere Richtung Bergwerk/Schmittenstollen. Es geht bergauf und nach 1 Stunde bin ich am Bergwerk. Heute ist am Bergwerk und der dazugehörigen Gastwirtschaft nichts los und alles ist geschlossen. Überhaupt bin ich heute alleine unterwegs. Es regnet leicht, aber nicht zu stark. Ich fühle mich seit langem wieder gut und fit.
Nur die immer wieder auftretenden Mückenschwärme sind lästig. Nach dem Schmittenstollen geht es stramm bergauf und nach ca. 100 Metern folge ich einem rechten Abzweig, der laut Karte einen schönen Panoramablick über das Nahetal verspricht.
Die Orientierung wird größtenteils dadurch erschwert, dass keine Verbindung mit dem Handy möglich ist. Meine tollen Karten-Apps sind leider nutzlos. Kaum bin ich auf dem Höhenweg mit Panoramablick auf das Nahetal habe ich wieder Netz und werde prompt auch angerufen.
Eine ehemalige Kollegin ruft mich an. Wie schön! Sie freut sich darüber, dass ich endlich gestartet bin, da ich eigentlich schon kurz nach Pfingsten loslaufen wollte, aber von einer rätselhaften Krankheit aufgehalten wurde. Bis jetzt konnte mir kein Arzt sagen, was ich habe, man konnte mir aber immerhin sagen, was es nicht war. Meine Kollegin hatte eine neue Idee: die Kriebelmücke! Ich habe mich heute Nacht hingesetzt und recherchiert. Es könnte wirklich was daran sein und ich hätte auf die Bisse dieser unangenehmen Mücken zusätzlich mit einer allergischen Reaktion und einer Virusinfektion reagiert, die mich immer noch beschäftigen. Tatsächlich sind diese Insekten inzwischen in der Rheinland-Pfalz immer mehr bekannt dafür, auch auf Menschen loszugehen, da ihre eigentlich bevorzugten Wirtstiere – wie Pferde – immer seltener werden. Also Achtung! Auch heute haben mich immer wieder Mückenschwärme im Wald verfolgt.
Meine Kollegin fragte mich, an was ich alles denken würde und ob ich jetzt glücklich sei. Ich musste an vieles denken und glücklich war ich heute nicht. Aber am Anfang einer Wanderung überrascht mich das nicht, es dauert immer ein paar Tage bis ich im Flow bin und eine Art meditativen Zustand erreicht habe. Vorausgesetzt ich muss nicht ständig aufpassen, dass ich den richtigen Weg verpasse …
Nach dem Panoramaweg nehme ich den direkten Weg zur Lemberg Hütte hoch. Dort mache ich dann Rast. Auch diese Hütte ist heute geschlossen.
Von der Lemberghütte aus wandere ich in Richtung Silbersee und dann …. Ja und dann habe ich den E8 verloren. Immer wieder bin ich umgekehrt, aber letztendlich habe ich mich verlaufen und nach Stunden bin ich dann in Oberhausen gelandet. Dort hat mich dann meine Tante mit dem Auto abgeholt. Es gibt zwar auch dort kein Netz, aber am Dorfbrunnen hat eine gute Seele sein WiFi nicht gesichert und ich konnte meiner Tante eine WhatsApp Nachricht mit Ortsangabe senden. Vielen Dank an den unbekannten Wohltäter und meine Tante!
Der heutige Tag war gut zum Einlaufen. Morgen werde ich versuchen, den E8 an der Stelle zu finden, wo ich verloren gegangen bin und von dort aus weiterlaufen.