Am Morgen gehe ich von Lauda wieder auf den E8. Ich komme dabei an dem Freibad der Stadt vorbei, das coronabedingt geschlossen ist. In Hessen sind die Freibäder geöffnet und gut besucht. In Baden-Württemberg anscheinend nicht. Schade, ich wäre gerne schwimmen gegangen und das Freibad sieht sehr einladend aus.
Nach dem Freibad geht es steil nach oben. Aus dem Tal auf die Höhe und danach wieder ins Tal. Die Berge sind hier flacher und es gibt keine große zusammenhängenden Waldgebiete wie im Odenwald oder Spessart. Es wechseln sich Äcker, Wiesen, kleine Waldgebiete, Weingärten und Dörfer ab. Hier verläuft der E8 mit der Romantischen Straße parallel. Es ist wirklich idyllisch hier, eine echt abwechslungsreiche Bilderbuchlandschaft.
Der nächste Ort ist Beckstein. Hier begegne ich der Perfektion! Die schwäbische Manifestation der perfekten Wegbeschilderung (siehe Beitragsbild). Verschieden skalierte Überblickskarten, alle Wegmöglichkeiten werden aufgezeigt, Sitzgelegenheiten mit rundem Tischen der Mitte und eine Rastmöglichkeit, die im Schatten liegt. Alles picobello und tiptop. Diese Wegbeschilderung mitten im Ort bekommt von mir den ersten Preis.
Im selben Ort lerne ich noch einen netten Mann kennen, der gerade seinen Kirschbaum leer pflückt und danach gleich schneidet. Auch der Kirschbaum ist tiptop und die angebotenen Kirschen erinnern mich an Ermschwerd: schwarze, große, süße, reife, direkt vom Baum gepflückte Herzkirschen wie auf der Kirschplantage meiner Großeltern.. Sie schmecken wunderbar. Der Mann fühlt sich aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr ganz so tiptop. Deswegen wird der Baum in der Höhe beschnitten, so daß er immer noch gut die Früchte holen kann.
Weiter geht es durch das idyllische Tal. Kein Wunder das bei einer solchen Landschaft, Hermann Hesse solche Bücher und Gedichte geschrieben hat, wie z.B. Knulp, „Seltsam im Nebel zu wandern“ oder „Aus zwei Tälern“.
Hier wird auch Wein angebaut. Die Tauberschwarze. Es geht an einem Weingut vorbei zum Ort Sachsenflur. Dann geht es wieder hoch. Ein langer 12% steiler Anstieg. Es ist Nachmittag und die Sonne scheint. Heute geht ein frischer Wind. Oben stelle ich mich in den Wind mit geöffneten Armen und freue mich.
Dann geht es weiter durch den Wald bis nach Bad Mergentheim. Ich habe ein günstiges Zimmer gefunden. Als ich durch die Stadt gehe, sehe ich viele schöne und interessante Gebäude, wie z.B. ein Schloß des Deutschritterordens. Ich beschließe morgen einen Pausentag einzulegen und mir Bad Mergentheim genauer anzugucken.
Das Zimmer ist überraschend groß und hat sogar einen Balkon, W-LAN und TV. Das Bad und WC sind auf der Etage. Es gibt eine Badewanne. Ich nehme ein heißes Bad. Seitdem ich aus Frankfurt weggezogen bin, hatte ich kein Wannenbad mehr. Seit meinem letzten Saunabesuch habe ich mich nicht mehr so sauber gefühlt. So fühlt sich für mich heute Luxus an.