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In der Hohenlohe: Crailsheim – Jagststeig – Großhub

Heute morgen spüre ich, dass ich gestern lange unterwegs war. Meine Muskeln sind steif und ich fühle mich ungelenk, als ich loswandere. Ich laufe durch Crailsheim in nördlicher Richtung auf die Höhe. Gleich am Beginn des Weges kommt ein netter kleiner Aussichtsturm mit Blick auf Crailsheim und dem Wunschschild alles hier ordentlich wieder zu verlassen. Auf der anderen Seite des Turms sehe ich die Hinterlassenschaften einer gelungenen Party mit Blick auf Crailsheim. Der Platz ist zum Partymachen wie geschaffen. Der dabei entstandene Abfall hat es bis zur nahegelegenen Mülltonne wunschgemäß leider nicht mehr ganz geschafft.

Direkt im Anschluß kommt ein kleiner Vogel- und Tierpark. Eintritt für eine kleine Spende. Bis auf zwei Müttern und ihren Kleinkindern ist noch niemand zu Besuch. Cool finde ich die freilaufenden Pfaue. Mehrere Familien sind in diesem Park. Die Küken sind schon richtige Jungvögel und die Hähne haben es nicht mehr nötig, ihre Räder zu schlagen, da die Arbeit für diese Saison ja schon geleistet wurde.

Nach dem Park geht es auf einen beschatteten Höhenweg mit tollem Panorama auf Crailsheim. Der E8 läuft parallel zum Jagststeig. Die Crailsheimer Bürger haben den Weg zusätzlich aufgepeppt. Zuerst kommt als Zusatz ein Waldlehrpfad, der die verschiedenen Baumarten erklärt und zeigt. Dann kommt ein Sportpfad, der wie ein erweiterter und modernisierter Trimm-Dich-Pfad auf mich wirkt. Und als drittes ein toller Waldspielplatz, an dem ich Rast mache. Die Hohenloher haben wirklich das Tiptop-Land. Vom Aussichtsturm bis zum Waldspielplatz ein tolles Naherholungsgebiet für die Bürger. Wirklich beneidenswert!

Der Jagststeig führt auf die über 500 Meter hohe Schönebürg. Fast wäre ich dran vorbeigelaufen, da alles zugewachsen ist. Heute befindet sich auf der Schönebürg ein Denkmal für König Karl von Württemberg und einige Mammutbäume. Mammutbäume? Tatsächlich stehen zwei Mammutbäume auf dem Gipfel. Der eine ist allerdings schon abgebrochen. Besagter König hat anscheinend während seiner Zeit im 19. Jahrhundert, Mammutbäume aus Nordamerika eingeführt und hier gepflanzt in der Hoffnung, dass das auch mal solche Riesen werden. So drauf aufmerksam geworden, finde ich später tatsächlich immer wieder Mammutbäume in den anliegenden Wäldern.

Mammutbaum in der Hohenlohe

Es geht jetzt mehr oder weniger auf Waldpfaden durch den Wald. Leider stimmt meine Karte mit den E8 Wegmarkierungen nicht immer überein. Aber ich finde mich durch bis zum Ort Mistlauf. Durch den Ort hindurch, der seinem Namen Ehre macht und sehr stark nach Rindviechern riecht. Nach dem Ort links hoch in den Wald. Dort finde ich die ersten Waldhimbeeren. Sie sind klein, aber schmecken dafür sehr intensiv. Immer wieder sehe ich Eichelhäher, die alle im Wald mit ihren lauten Schreien warnen, dass ich jetzt gewandert komme.

Inzwischen ist es heiß geworden. Ich nähere mich meinem Tagesziel, den Ort Großhub. Dafür muss ich noch einen Hang hochsteigen, aber der Ort erschließt sich mir erst nach und nach. Erst sehe ich nur eine Kirchturmspitze (siehe Beitragsbild), dann die Kirche. dann einzelne Häuser und schließlich das ganze Dorf. Hier finde ich in einem Gasthof Unterkunft.

Nachdem ich mich frisch gemacht und ein bisschen erholt habe, gehe ich in den Gastraum, um etwas Warmes zum Essen zu bestellen. Der Gasthof wird gerne von Einheimischen genutzt. Einige Männer spielen Karten auf der Veranda.

Heute wird hier auch der 80. Geburtstag von Karl gefeiert. Seine ganze Familie und Verwandten sind gekommen. Beim Essen komme ich in den Genuss der Darbietung eines Lobgedichtes auf das Geburtstagskind. Immerhin 23 Verse gereimter hohenlohscher Dichtkunst unterstützt von einem Tusch mit einer Kistentrommel am Ende jeden Verses. Den Reim mit „Immer gibst Du uns Geld, dafür bist Du unser Held!“ in fränkischer Betonung werde ich so schnell in seiner Direktheit nicht vergessen. Anschließend wird gemeinsam auf „Opa“ Happy Birthday gesungen, einige singen auf „Karl“. Ob Karl sich über die Darbietungen freut, kann ich leider nicht erkennen. Um nichts zu verpassen, bestelle ich sogar noch einen Nachtisch. Als schließlich der Gedichtvorträger ankündigt, dass man schon für den 90. Geburtstag proben würde, guckt Karl ein wenig erschrocken.