Gestern habe ich einen Rückfall bekommen. Es ist aber nicht so schlimm wie nach Christi Himmelfahrt. Nach kurzem Zögern setze ich meine Wanderung fort.
Ich beginne an der Burgruine von Obermoschel. In der Nacht gab es Gewitter und Regen. Die Luft ist herrlich, klar und frisch. Die Burgruine erinnert mich an einen griechischen Torso. Zwischen den Gebäuderesten stehen Bäume und gepflegtes Grün. Von der Ruine aus ziehe ich gen Osten.
Wieder ist der E8 nicht ausgeschildert. Ich orientiere mich an dem pfälzischen Höhenweg, der sehr gut markiert ist. So geht es von Hügelkamm über kleine Täler zum nächsten Hügelkamm. Es geht durch Eichen- und Buchenwälder und über Getreidefelder, die zum Teil schon hüfthoch gewachsen sind.
An den Feldern fällt mir eine bestimmte Vogelart auf. Ein kleiner Vogel, der immer wieder auffliegt und sich wild flatternd in den Wind stellt, so dass er fast in der Luft steht. Dabei zwitschert und singt er wie verrückt. Feldlerchen im Singflug, die so ihr Revier markieren und gegen mich verteidigen. Da der Wind heute frisch und kräftig bläst, haben Sie Mühe die Position zu halten. Aber gesungen wird bis zum Schluß. Eindeutig für mich mein Tier des Tages.
Heute ist mein erster mückenfreier Tag. Ich bin mir nicht sicher, ob es am kräftigen Wind liegt oder an dem Autan, das ich heute morgen aufgelegt habe, oder vielleicht doch an den nächtlichen Gewittern. Ich weiß es nicht, aber ich genieße das ungestörte Wandern.
In dem kleinen Ort Stahlberg hat leider die Gastwirtschaft noch nicht offen. Ich lege mich auf einer Bank unter einer Eiche in den Schatten und schlafe ein bisschen.
Eine andere Premiere erlebe ich heute auch: ich begegne den ersten drei wandernden Menschen. Ich bin also doch nicht ganz allein unterwegs. Ansonsten kann ich jedem empfehlen, der mal alleine sein will, gehe an einem Wochentag auf einen längeren Wanderweg in der Nordpfalz.
Gegen Abend erreiche ich hungrig und müde Rockenhausen. Zuerst suche ich nach einer Unterkunft via booking.com. Aber alles, was ich angezeigt bekomme ist mehr als 8 Kilometer entfernt. Dazu habe ich heute keine Lust mehr. Den ersten Passanten, den ich fragen kann, sagt mir das alle Hotels in Rockenhausen insolvent sind und er auch leider keines weiß.
Schon komisch, weil klein ist Rockenhausen nicht. Doch in den lokalen Weiten des Internets finde ich eine Unterkunft in Rockenhausen. Und ein kleines Wunder geschieht, es ist eins der insolventen Hotels, das offen hat und wo ich sogar etwas gutes zu essen bekomme.