My recipy "How to explore a strange City" in German and Romanian Language. My story hiking the European Hiking Trail E 8 from Germany towards the East (see Archive 2020- 2021)
Es ist bewölkt und nieselt ein bisschen, als ich aufbreche. Zuerst mache ich einen kurzen Abstecher auf die Brücke. Diese Brücke gab es während der Zeit des Eisernen Vorhanges nicht. Jetzt ist es eine Fussgängerbrücke und es gibt einen regelmässigen Grenzverkehr. Der Wirt ist z.B. ein gebürtiger Tscheche, der sie täglich benützt.
Die Thaya dampft. An einem Flusspfad entlang wandere ich durch das Naturschutzgebiet. Alles ist ruhig und ich sehe Nebelbänke. Der Weg ist nass vom Regen und glänzt. Gleich am Anfang finde ich riesige Pilze. Es liegt über allem eine sehr romantische Stimmung. Eichendorff hätte sich gefreut. Der Regen hört auf und manchmal muss ich unter umgestürzte Bäume oder darüber klettern.
Schließlich biege ich rechts ab und es geht steil bergauf. Ich erreiche einen Umschwung. Der Flusslauf der Thaya hat hier viele Schleifen und der Umschwung ist eine kurze aber steile Verbindung zwischen zwei Schleifen. Von dort gibt es einen herrlichen Blick auf eine Thayaschleife.
Auf dem Umschwung
Auf der anderen Seite steige ich bergab und nach kurzer Zeit verlasse ich den Fluß und folge einem Bachlauf. Schade, dass Thayatal hat mir sehr gut gefallen.
Ich wandere den Bachlauf hoch und laufe heute den größten Teil des Weges durch lichten Wald. Nur zweimal kreuze ich eine Straße. Das glatte Gegenteil von gestern. Es ist wieder sonnig geworden und wird dann stechend heiß. Ich bin froh, dass ich die Stadt Retz am Nachmittag erreiche. Edi und Helmut kann ich leider nicht sehen, wahrscheinlich haben sie noch rechtzeitig ihren Bus erreicht und fahren zu ihrem Auto mit dem sie nach Linz fahren wollen. Schade, die beiden Männer sind wirklich lustig und angenehm. Ich hätte sie gerne noch auf einen Gespritzten eingeladen.
Retz hat einen beeindruckenden Hauptplatz, der über 1,6 ha groß ist. Ganz Retz soll mit Weinlagern unterkellert sein. Eine anderthalbstündige Führung bei 12-17 Grad Celsius wird angeboten. Das werde ich morgen vormittag buchen, allein schon wegen der Temperatur. Jetzt aber dauert es mir zu lange und ich fühle mich müde. Am Hauptplatz finde ich ein Gasthaus, in dem ich mich einquartiere.
Ich bin der einzige Gast im Gasthaus. Noch! Schließlich werden ja heute noch die Arbeiter erwartet. Ich bekomme ein gutes Frühstück serviert und die Gastwirte unterhalten sich mit mir. Das nenne ich Individualbetreung.
Dann geht es auch schon los. Nach Eibenstein geht es zuerst durch den Wald und dann über Felder auf Landstraßen nach Autendorf. Alles ist ruhig. Es fängt früh an wieder warm zu werden. Ich bin froh als ich Drosendorf erreiche. Drosendorf liegt direkt an der Thaya auf einem Felsen und war früher ein wichtiger Militärposten der Habsburger. Die mächtigen Mauern kann man heute noch sehen. Es scheint auch nicht besonders oft erobert oder gestürmt worden zu sein. Alle Gebäude innerhalb der Mauern sehen alt, aber gut erhalten aus. Ich hole mir Bargeld und lasse mir ein Kaffeehaus empfehlen. Das Mohnkaffeehaus ist dann allerdings eine positive Entdeckung. Seit 1840 gegründet und immer noch in Familienbesitz. Es gibt viele unterschiedliche Arten von Mohnkuchen bzw. -torten. Der Gastraum wurde – wahrscheinlich als Folge von Corona – als Verkaufsraum für alle möglichen Spezialitäten aus dem Waldviertel oder der Trivialistik genützt. Seinen Kaffee nimmt man auf der Veranda zum Hauptplatz ein. Ein sehr schönes Rathaus fällt mir auf und ich sehe wie die Schwalben dort zur Haupttür rein und raus fliegen.
Drosendorf an der Thaya
Dann ziehe ich weiter. Es wird schwül und es geht meistens über schattenlose Felder. Gewittertierchen versuchen mich immer wieder zu stechen. Ich spraye mich mit Autan ein. Endlich tauchen ein paar Wolken auf. Ich komme an einem Mohnfeld vorbei. Wirklich beeindruckend groß. Die Wolken werden dunkler. Weit entfernt höre ich das erste Donnergrollen. Ich fange an, mich zu beeilen. Mir fällt die Geschichte von dem Mann ein, der mehrfach vom Blitz getroffen wurde und es jedes Mal überlebt hatte. Er konnte sogar einen Schuh zeigen, der an der Spitze offen und verbrannt war. Ich möchte nicht vom Gewitter erreicht werden, um das auszuprobieren. Das Donnern wird stärker und ich sehe die ersten Blitze, ein kühler Wind kommt auf. Endlich erreiche ich Geras und nehme den ersten Gasthof. Gerade noch rechtzeitig: 15 Minuten später ist das Gewitter mit starkem Regen da. Der Gasthof sieht ziemlich vornehm aus und so sind auch die Preise. Ein bisschen kann ich runterhandeln. Es gibt eine Sauna und ich beschließe es mir heute gut gehen zu lassen. Vor ein paar Tagen ist entdeckt worden, dass ich 100 € zu viel für eine Rechnung bezahlt hatte. Das Geld wird mir jetzt zurücküberwiesen. Und – schwupp – schon ist es wieder weg. So schnell geht das.
Geras
Der Kellner klärt mich dann wegen dem Mohn auf. Es ist die typische Spezialität der Gegend und wird hier überall angebaut und in der Küche sehr gerne verwendet.
Heute bin ich das bisher schönste Stück direkt an der Thaya gewandert. Alles ist ganz ruhig, die Luft ist frisch und immer wieder läuft der Weg direkt an der Thaya entlang, die gemächlich mit grün-brauner Farbe fließt. Ich kann Fischreiher sehen. Im Wald treffe ich einen Pilzsammler, der mir stolz seine Beute zeigt.
Ich erreiche Raabs, das eine gut erhaltene Altstadt und eine imponierende Burg hat. Hier fließen die österreichische und die böhmische Thaya zusammen. Auf dem Hauptplatz setze ich mich in einen Gasthof und esse ein Eis. Am Tisch nebenan treffen sich die Senioren der Stadt zum Kartenspielen: 3 spielen, 7 gucken zu und kommentieren von Zeit zu Zeit das Spiel.
Tha
Dann geht es schon weiter das Thayatal flussabwärts. Die Ufer sind hier relativ steil und hoch. So kommt es, dass es ständig steil bergauf und bergab geht. Ich komme ordentlich ins Schwitzen. Es ist wie ein Intervalltraining: bergauf geht es voll auf den Kreislauf und bergab ist dann die Entspannungsphase und es kommt mehr auf Geschicklichkeit an, da der Weg oft schmal und steil ist.
Ich passiere die Böhmische Mauer und erreiche eine Burgruine. Hier hole ich mir wieder etwas zu trinken. Ein paar Familien sind auch anwesend, es sind Sontagsausflügler. Von der Ruine geht es nach Kalmützgraben wieder an die Thaya runter.
Es ist inzwischen Mittag geworden und richtig heiß. Ich beschließe eine Mittagsrast einzulegen. An einem Plätzchen direkt am Weg halte ich. Ich habe seit Stunden niemanden gesehen und beschließe nackt in der Thaya mich abzukühlen. Hier ist der Fluß schneller und sehr flach. Zum Schwimmen reicht es leider nicht, aber ich kann mich abkühlen. Dann lege ich mich in den Schatten und schlafe ein. Ich werde von Stichen der Bremsen geweckt. Verflixte Biester, ich hatte gerade so schön geschlafen. Es ist inzwischen Nachmittag und ich wandere weiter: hoch und runter. Inzwischen ist es ein bisschen bewölkt und ich nehme jeden Schatten dankbar an.
Schließlich komme ich nach Eibenstein. Hier finde ich auch gleich eine Unterkunft. Die Wirtin Monika lacht und sagt, dass ich Glück gehabt hätte. Morgen seien alle Zimmer mit Arbeitern ausgebucht. Im Waldviertel scheint es so viel Arbeit zu geben, dass die Einheimischen nicht ausreichen und ständig irgendwelche Arbeitertruppen von auswärts mithelfen müssen. Die Pension hat nicht nur schöne Zimmer, sondern auch eine Liegewiese mit Zugang zum Fluß. Und schon wieder bin ich im Fluss baden. Für meinen Geschmack ist das Wasser schon ein bisschen zu warm. Die Farbe ist dunkelgrün und braun. Ich schwimme immer wieder ein Stück flussaufwärts und lasse mich dann auf dem Rücken wieder runtertreiben mit geschlossenen Augen. In der USA hatten sie so etwas den „Lazy River“ genannt. Zu weit darf ich mich allerdings nicht treiben lassen, weil dann ein Wehr kommt. Beim Raussteigen schlage ich mir den großen Zeh an einem unter der Wasseroberfläche liegenden. Stein blutig. Das Wasser ist fast undurchdringlich.
Erfrischt bekomme ich um 19 Uhr ein warmes Essen. Alles hausgemacht und von guter Qualität. Die Wirtin Monika ist freundlich und zuvorkommend. Ich trinke zwei Radler. An so einem heißen Sommertag schmeckt mir das. Danach bin ich müde und gehe in mein Zimmer. Dort stelle ich fest, dass ich mein Messer in der Liebnitzmühle vergessen habe. Naja, jetzt habe ich noch einen Grund mehr, da mal wieder vorbeizukommen.
Es verspricht heute sehr warm zu werden. Ich breche um 7 Uhr früh auf und muss nach 10 Minuten entnervt wieder umkehren. Habe ich tatsächlich eine Wegmarkierung übersehen? 10 Minuten später bin ich schlauer: die Wegmarkierung nebst Pfosten wurde abmontiert und ins hohe Gras geworfen. Ich ärgere mich über den Vandalismus, der mich 20 Minuten gekostet hat.
Ab dann kann ich wieder dem gut ausgeschilderten Weg folgen. Anfangs sehe ich einige Feldhasen und auch eine Ricke mit ihrem Kitz, die in hohen Sprüngen vor mir durch die Felder davon hüpfen. Insbesondere die Rehe erinnern mich so an die afrikanischen Antilopen. Es geht zuerst durch ein paar kleinere Dörfer und immer auf Landstraßen. Es fängt an richtig heiß zu werden. Eine Bäuerin, die auf dem Feld arbeitet, grüßt mich und beschließt, dass es heute zu warm sei, um weiterzumachen.
Zwei Wegstücke sind nicht so gut markiert. Dichter Brennnessel-, Brombeeren- und Springkrautbewuchs haben ein undurchdringliches Dickicht entstehen lassen. Fast hätte ich die Abzweige übersehen. Aber heute war schon jemand vor mir da und hat eine klar erkennbare Spur hinterlassen: das Großelternpaar aus dem österreichischen Rohrbach. Dankbar nehme ich den gebahnten Weg auf, ich kann sogar sehen, wo die Teleskopstöcke den Boden getroffen haben. Mit Sympathie denke ich an die beiden. Trotz der Bahnung werde ich immer wieder von Brennnesseln getroffen, so dass ich am Ende an allen freien Hautstellen rote Bläschen habe. Auch mein rechtes Auge hat etwas abbekommen und schwillt leicht an.
Im Ort Karlstein kaufe ich mir etwas zum Trinken im Supermarkt und mache Pause. Dann geht es wieder auf die Landstraße und durch das Dickicht. Immer wieder wechsle ich die Flußseite, es ist ein ständiges Auf und Ab. Endlich komme ich in Liebnitz an und erreiche die Liebnitzmühle. In einer Wohnanlage wohnt meine Kollegin mit ihrer dreijährigen Tochter, die gerade ihren Mittagsschlaf hält.
Wir begrüßen uns herzlich und ich staune, wie sie sich schon rein äusserlich verändert hat. Dann gibt es Wasser und Kaffee zu trinken. Wir nutzen die Zeit, solange die Kleine schläft, und tauschen uns aus, was in den letzten 4 Jahren wichtiges im Leben des anderen passiert ist. Auch dem Zufall zollen wir Beifall: dass sie im letzten Jahr von Wien genau hierher gezogen ist nur 200 Meter vom E8 entfernt und genau heute auch Zeit für mich hat. In den nächsten Tagen fährt sie mit ihrer Tochter für drei Wochen weg.
Als die Tochter wach wird, gehen wir zusammen an die Thaya. Die Bewohner haben ein Floß gebaut und an einem über die Thaya gespannten Tau befestigt. Das finde ich natürlich als alter Wassermann toll! Ein Paar schwimmt bereits im Fluß. Wir steigen auf das Floß und bald unterhalten wir uns mit dem Paar. Ich kann nicht widerstehen und nach kurzer Rückfrage springe ich nackt in die Thaya. Das Wasser ist an der Oberfläche warm und erst tiefer erfrischend kalt. Wie schön ist doch Flussschwimmen. Die Thaya fließt hier sehr langsam und es ist gar kein Problem auch gegen den Strom zu schwimmen.
Später zeigt mir meine Kollegin ein kühles Gästezimmer. Super! Die Kleine und ich spielen dann ihr Lieblingsspiel Toitoi und später muss ich dann noch Bilder von meinem Handy zeigen. Am meisten interessieren sie die Tierfotos, wie Enten, Katzen und Hunde. Sie hat süsse Locken und ist total herzig, auch zeigt sie viel Geduld mit mir, wenn ich schon wieder schreckhaft zusammenzucken, wenn aus dem Spiel das Geräusch von fallenden Konservendosen ertönt.
Als wir hungrig werden, fahren wir mit dem Auto nach Raabs zum Essen. In einem schattigen Biergarten bestellen wir dann lokale Gerichte. Aber erzählen ist natürlich noch viel interessanter: Gruppendynamik ist das Hauptthema, dann Zukunftspläne. Zu meiner Überraschung kommt dann auch noch das Thema Kryptowährungen auf.
Beim Essen mache ich dann eine unangenehme Überraschung: 2 Schrottkugeln haben den Weg in mein Essen gefunden und ich merke es erst als ich draufbeiße. Nach einer Reklamation bekommen wir dann die Desserts auf Kosten des Hauses. Wieder zurückgekehrt, sitzen wir noch mit ein paar sehr netten Hausbewohnern und Gästen (auch das Paar vom Fluß ist dabei) auf der Veranda und unterhalten uns bei Aperol Spritz und Bier über alles mögliche (leider auch wieder – aber nur kurz – über Kryptowährungen.) Es ist ein harmonischer Tagesausklang in einer idyllische Anlage mit Blick auf die Thaya. Hier lässt es sich aushalten!
Beim Zubettgehen entdecke ich, dass ich einen Sonnenbrand bekommen habe.
Ich sitze am Frühstückstisch in der Gesellschaft der Intensivjodlerinnen und lerne dabei einiges über die Kunst des Jodeln. U.a. dass eine gute Sängerin nicht unbedingt eine gute Jodlerin abgibt und dass sich gute Jodlerinnen auf der einen Seite sehr auf sich selber fokussieren müssen, aber auf der anderen Seite sich stimmlich zueinander bewegen, um einen gemeinsamen Klangteppich zu weben. Heidi, die Jodellehrerin ist nicht nur pädagogisch bezüglich der Musik aktiv, sondern auch ein Vorbild für die Emanzipation von Ansprüchen. Der Titel Jodeldifrei hat also auch eine lebensphilosophische Dimension. Die Jodlerinnen haben mich in ihrer Tischgemeinschaft aufgenommen und ich habe richtig viel Freude an den gemeinsamen Gesprächen.
Heidi Clementi und ein Teil der Intensivjodlerinnen
Schrems hat mich am Ende dann doch positiv überrascht. Anfangs dachte ich noch, was für ein elender und unfreundlicher Ort. Aber jetzt habe ich das städtische Moorschwimmbad erlebt, das ich von der Anlage, Großzügigkeit und Architektur für das gelungenste Moorbad halte, das ich jemals besucht habe. Und der Eintritt ist frei! Schrems hat ein eigenes Theater und Kunstmuseum (ein Grieche hatte sich vor Jahrzehnten ins Waldviertel verirrt, ist in Schrems hängengeblieben und hat ein Kunstmuseum und Skulturenpark in die Welt gebracht) und dann natürlich die GEA. Die GEA stellt Möbel, Matratzen und Schuhe her, die fast unverwüstlich sind. Ich hatte am Vormittag mir den Verkaufsraum (das hölzerne Rondell) angeschaut und dann gleich 2 Paar Schuhe (die berühmten „Waldviertler“ gekauft. Die Schuhe werden jetzt an meine Heimatadresse gesandt. Ich hatte sogar das Vergnügen die Lokalprominenz Heini Staudinger kennenzulernen, der der Spiritus Rektor der GEA und in ganz Österreich bekannt ist. Also Schrems ist definitiv einen Abstecher wert, aber man sollte sich dafür dann auch Zeit nehmen.
Impressionen aus Schrems
Gundi hat mich überzeugt, nicht über Heidenreichstein zu wandern, sondern gleich in das Thayatal zu gehen. Ich nehme den Bus von Schrems nach Waidhofen an der Thaya und starte die heutige Wanderung am Hauptplatz der gut erhaltenen Stadt. Der Wanderweg ist hervorragend ausgeschildert und ich komme gut voran. Durch die Stadt, an einer Straße entlang und dann direkt an den Fluß Thaya.
Eine der Jodlerinnen hat mir erzählt, dass die Thaya während des Kalten Krieges der Grenzfluss zur Tschechoslowakei war und man immer noch Grenzmarken sehen könne. Durch die abgeschiedene Lage gäbe es dort sogar Fischadler. Ich bin gespannt, wildlebende Fischadler habe ich noch nie gesehen.
Die Thaya
Heute ist es warm. Ich habe glücklicherweise die Sonne im Rücken und es geht eine frische Brise. Der Weg führt durch Dörfer und kleine Städte an Feldern vorbei und leider auch teilweise auf von Autos befahrenen Landstraßen. Die dunklen Straßen sind von der Sonne aufgeheizt und die Autofahrer anscheinend keine Wanderer gewöhnt. Immer wieder weichen sie mir erst im letzten Moment aus. Es ist warm und ich schwitze ordentlich. Immer wieder mache ich eine Trinkpause. Das Wandern selber geht gut. Der neue Hüftschwung ist weniger anstrengend und ich bin lockerer in den Oberschenkeln. Das Knie tut fast nicht mehr weh.
Endlich von der Straße weg und es geht durch einen Naturpark, der teilweise bewaldet ist. Bisher habe ich kaum Menschen gesehen auf dem Wanderweg, einmal werde ich von einem Radfahrerpaar überholt. Dafür sehe ich Wildtiere: einen Feldhasen, ein Fasanenpaar, den Kuckuck kann man gut hören und fast hätte ich eine Kreuzspinne über den Haufen gerannt, die ihr Netz über den Weg spannte. Der Weg ist auch wieder fast zugewachsen und macht den Eindruck, dass hier schon einige ZEIT kein Mensch mehr durchgelaufen ist. An einem Skilift habe ich einen guten Blick auf Dobersberg meinem heutigen Etappenziel. Es geht an einem Saugatter entlang bergab. Es lässt sich keine Sau sehen. Denen ist es bestimmt auch zu warm.
Kreuzspinne
Kurz vor Dobersberg mache ich Halt und überlege, welchen Gasthof ich zuerst anvisieren soll. Da taucht ein Wandererpaar hinter mir auf. Beide tragen das gleiche leuchtende T-Shirt, nutzen intensiv ihre Teleskopstöcke und sind gut verschwitzt. Beide sehen aus, als ob sie nicht nur Tageswanderer sind und ich spreche sie an. Seit langem endlich mal wieder Mehrtageswanderer. Ich frage nach, ob sie einen Quartiervorschlag für Dobersberg hätten. Sie kennen sich auch nicht aus, aber haben ein Übernachtungspackage gebucht und nennen mir ihr Quartier für Dobersberg. Ich beschließe dort auch hinzugehen.
Nach 15 Minuten bin ich am Gasthof und bekomme auch ein günstiges, einfaches Zimmer. Ich dusche und rufe dann eine Kollegin an, mit der ich mich morgen in Liebnitzmühle an der Thaya treffen möchte. Wunderbar, sie hat Zeit und freut sich, auch ein Gästezimmer kann sie mir versprechen, da der lokale Gasthof leider ausgebucht ist.
Im Gasthof treffe ich das Radlerpaar wieder, die mich begeistert begrüßen. Das ist mir auch noch nicht passiert, dass die einzigen Radler, die mich heute überholt haben, in der gleichen Kneipe ihr Tagesziel haben und sich auch noch freuen, mich zu sehen. Ich treffe auch das Wandererpaar wieder und wir essen gemeinsam zu Abend. Es wird ein sehr schöner Austausch, da beide auch Wanderfreunde sind. Zum ersten Mal kann ich mich mit jemanden über die Strecke unterhalten, die ich gerade gewandert habe. Sie waren den ganzen Tag seit Waidhofen hinter mir und haben sogar meine Fusspuren im Gras gesehen. So haben wir uns dann gegenseitig noch auf Dinge aufmerksam machen können. Ich hatte z.B. in einer kleinen Kapelle am Weg Gebeine gesehen, sie hatte eine Haselnussplantage besonders interessant gefunden und er hatte eine Stelle im Wald, die nach Weihrauch geduftet hat. Schade, dass ich so etwas nicht öfters teilen kann. Beide sind seit 43 Jahren miteinander verheiratet und haben 8 Enkelkinder, für die sie jetzt ein Baumhaus bauen. Da werde ich schon ein bisschen neidisch, da die beiden sich offensichtlich gut verstehen und ergänzen.
Morgen starten die beiden schon um 5 Uhr morgens. Da sie schneller sind als ich, werde ich dann wohl derjenige sein, der ihre Spuren im Gras entdecken kann ….