Archive : Flussschwimmen

Im Waldviertel entlang der Thaya: Liebnitzmühle – Raabs – Eibenstein

Heute bin ich das bisher schönste Stück direkt an der Thaya gewandert. Alles ist ganz ruhig, die Luft ist frisch und immer wieder läuft der Weg direkt an der Thaya entlang, die gemächlich mit grün-brauner Farbe fließt. Ich kann Fischreiher sehen. Im Wald treffe ich einen Pilzsammler, der mir stolz seine Beute zeigt.

Ich erreiche Raabs, das eine gut erhaltene Altstadt und eine imponierende Burg hat. Hier fließen die österreichische und die böhmische Thaya zusammen. Auf dem Hauptplatz setze ich mich in einen Gasthof und esse ein Eis. Am Tisch nebenan treffen sich die Senioren der Stadt zum Kartenspielen: 3 spielen, 7 gucken zu und kommentieren von Zeit zu Zeit das Spiel.

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Dann geht es schon weiter das Thayatal flussabwärts. Die Ufer sind hier relativ steil und hoch. So kommt es, dass es ständig steil bergauf und bergab geht. Ich komme ordentlich ins Schwitzen. Es ist wie ein Intervalltraining: bergauf geht es voll auf den Kreislauf und bergab ist dann die Entspannungsphase und es kommt mehr auf Geschicklichkeit an, da der Weg oft schmal und steil ist.

Ich passiere die Böhmische Mauer und erreiche eine Burgruine. Hier hole ich mir wieder etwas zu trinken. Ein paar Familien sind auch anwesend, es sind Sontagsausflügler. Von der Ruine geht es nach Kalmützgraben wieder an die Thaya runter.

Es ist inzwischen Mittag geworden und richtig heiß. Ich beschließe eine Mittagsrast einzulegen. An einem Plätzchen direkt am Weg halte ich. Ich habe seit Stunden niemanden gesehen und beschließe nackt in der Thaya mich abzukühlen. Hier ist der Fluß schneller und sehr flach. Zum Schwimmen reicht es leider nicht, aber ich kann mich abkühlen. Dann lege ich mich in den Schatten und schlafe ein. Ich werde von Stichen der Bremsen geweckt. Verflixte Biester, ich hatte gerade so schön geschlafen. Es ist inzwischen Nachmittag und ich wandere weiter: hoch und runter. Inzwischen ist es ein bisschen bewölkt und ich nehme jeden Schatten dankbar an.

Schließlich komme ich nach Eibenstein. Hier finde ich auch gleich eine Unterkunft. Die Wirtin Monika lacht und sagt, dass ich Glück gehabt hätte. Morgen seien alle Zimmer mit Arbeitern ausgebucht. Im Waldviertel scheint es so viel Arbeit zu geben, dass die Einheimischen nicht ausreichen und ständig irgendwelche Arbeitertruppen von auswärts mithelfen müssen. Die Pension hat nicht nur schöne Zimmer, sondern auch eine Liegewiese mit Zugang zum Fluß. Und schon wieder bin ich im Fluss baden. Für meinen Geschmack ist das Wasser schon ein bisschen zu warm. Die Farbe ist dunkelgrün und braun. Ich schwimme immer wieder ein Stück flussaufwärts und lasse mich dann auf dem Rücken wieder runtertreiben mit geschlossenen Augen. In der USA hatten sie so etwas den „Lazy River“ genannt. Zu weit darf ich mich allerdings nicht treiben lassen, weil dann ein Wehr kommt. Beim Raussteigen schlage ich mir den großen Zeh an einem unter der Wasseroberfläche liegenden. Stein blutig. Das Wasser ist fast undurchdringlich.

Erfrischt bekomme ich um 19 Uhr ein warmes Essen. Alles hausgemacht und von guter Qualität. Die Wirtin Monika ist freundlich und zuvorkommend. Ich trinke zwei Radler. An so einem heißen Sommertag schmeckt mir das. Danach bin ich müde und gehe in mein Zimmer. Dort stelle ich fest, dass ich mein Messer in der Liebnitzmühle vergessen habe. Naja, jetzt habe ich noch einen Grund mehr, da mal wieder vorbeizukommen.

An der Donau: Weltenburg – Kelheim

Am Morgen gehe ich als allererstes wieder zum Kloster an die Donau. Ich will mit einem Boot durch den Donaudurchbruch fahren. Doch schon erlebe ich die erste Enttäuschung: die Donau hat einen so niedrigen Wasserstand, dass die großen Ausflugsschiffe heute nicht fahren dürfen. Doch die Frau an der Schifffahrtskasse gibt mir einen Tip: Es gibt kleine Boote, die man buchen kann, und manchmal an der Donau warten, keine 200 Meter von dem Kloster entfernt. Und tatsächlich ich finde ein Boot mit seinem Steuermann an der Donau. Für 15 Euro würde er mich durch den Donaudurchbruch fahren. Falls noch andere Passagiere dazukommen, wird es entsprechend billiger. Ich beschließe zu warten und tatsächlich nach 10 Minuten ist unser Boot voll und es geht los. Jetzt kostet die Passage für mich 4 Euro.

Es ist wunderbar am Morgen auf der Donau zu fahren. Donaudurchbruch heißt die Stelle, weil die Donau hier am engsten und tiefsten in ganz Bayern ist. Über 100 Meter hohe Felsen ragen am Ufer hervor, an denen sogar geklettert wird. Der Schiffsführer erzählt, dass hier die längsten Kletterfelsen nördlich der Alpen in Bayern seien. Alles ist noch herrlich frisch, ruhig und die Sonne brennt noch nicht so. Einige Menschen schwimmen schon in der Donau.

Nach 20 Minuten verlasse ich das Boot und wandere der Donau entlang bis nach Kelheim, wo ich mit Aloha verabredet bin. Als ich in Kelheim an der Bootsanlegestelle ankommen, traue ich meinen Augen nicht ganz. Die Großfamilie mit den Windhunden von gestern steht auf dem Weg und erkennt mich auch gleich wieder. Eigentlich wollten sie einen Schiffsausflug nach Weltenburg machen, aber die Schiffe fahren ja heute bekanntermaßen nicht. Ich versuche ein paar Tips zu geben und nutze die Gelegenheit, auch ein paar gute Fotos von den Hunden zu machen. Auf einmal stehe ich mitten in der Großfamilie und jeder versucht mit mir ein paar Worte zu wechseln. Eine richtig nette Familie, die entweder Sommer oder Herbst mit Nachnamen heißen. Das Familienoberhaupt schüttelt mir ganz am Schluss auch noch ganz uncoronamässig die Hand. Ich bin gespannt, ob mir diese sympathische Familie noch einmal begegnen wird.

Ich versorge mich in Kelheim mit Getränken und verbringe die Wartezeit mit dem Beobachten von Menschen. Heute ist Markt in Kelheim und das Standesamt hat offen und das an einem Samstag. Zwei Hochzeiten! Und eine Hochzeit ganz in Tracht.

Ich hole Aloha vom Bus ab. Sie hat schon eine aufregende Anreise aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Kelheim erlebt und ist einem Bilderbuchmenschen begegnet, der ihr das Busticket spendiert hat, weil sie nicht genügend Bargeld mit dabei hatte. Jetzt hat sie Hunger und wir gehen echt bayrisch Weisswürste mit Brezeln und Bier (ja schon wieder) essen und trinken.

Danach ist uns erst mal richtig warm geworden und wir beschließen, in der Donau baden zu gehen. Herrlich! Die Donau hat die Wasserqualität Stufe 2. Stufe 1 ist Trinkwasserqualität. Nur aufpassen muss man, dass einen die Strömung in der Mitte des Flusses nicht einfach mitreißt. Wieder an Land, beobachten wir die Menschen, die vorbei flanieren. Highlight ist eine Dame mit gelben Kleid und pinkem Sonnenschirm. Der Kontrast zum blauen Himmel und dem grünen Pflanzen könnte nicht schöner sein. Aloha wird nach einiger Zeit auf ein gutaussehendes Pärchen aufmerksam, die flussaufwärts in die Donau springen und nach kurzer Zeit flussabwärts wieder an Land gehen. Flussschwimmen!!! Ich hatte das schon in der Schweiz gesehen und bin auf die Schweizer ganz neidisch, weil inzwischen Städte wie Basel oder Genf ihre Flüsse so gestaltet haben, dass man wunderschön dort im Fluss schwimmen kann. Auf einmal taucht sogar ein Mann bei uns auf und kommt ans Ufer. Er ist von Weltenburg in der Donau bis Kelheim geschwommen.

Sofort folgen wir dem Pärchen und probieren es aus. Es ist super! Der Fluss nimmt uns mit und wir lassen uns treiben. Wir müssen nur aufpassen, dass wir wieder an unserer Landestellen ans Ufer schwimmen. Unterwegs können wir uns an einen festgemachten Kahn hängen und lassen uns von der Donau langziehen. Sofort wiederholen wir das ganze und beschließen, nach Basel zu fahren und dort dann im Rhein zu schwimmen. Unsere Entdeckung des Tages.

Es ist so spät inzwischen geworden, dass sich ein Weiterwandern heute nicht mehr lohnt. Wir suchen uns ein Quartier, legen dort die Rucksäcke ab und besuchen die Befreiungshalle auf der Anhöhe bei Kelheim. Ein furchtbarer klassizistischer Bau, der von überall in der Stadt aus gut zu sehen ist. Es fängt das Regnen an und wir gehen in unseren Gasthof. Spanferkel, Wildschweinpflanzerl und schon wieder dunkles Weltenburger Bier warten auf uns. Wieder echt bajuwarisch. Und ich bin schon wieder betrunken. Soviel Bier wie ich in den letzen 36 Stunden getrunken habe, habe ich in den letzten 10 Jahren nicht.