Am Morgen gehe ich als allererstes wieder zum Kloster an die Donau. Ich will mit einem Boot durch den Donaudurchbruch fahren. Doch schon erlebe ich die erste Enttäuschung: die Donau hat einen so niedrigen Wasserstand, dass die großen Ausflugsschiffe heute nicht fahren dürfen. Doch die Frau an der Schifffahrtskasse gibt mir einen Tip: Es gibt kleine Boote, die man buchen kann, und manchmal an der Donau warten, keine 200 Meter von dem Kloster entfernt. Und tatsächlich ich finde ein Boot mit seinem Steuermann an der Donau. Für 15 Euro würde er mich durch den Donaudurchbruch fahren. Falls noch andere Passagiere dazukommen, wird es entsprechend billiger. Ich beschließe zu warten und tatsächlich nach 10 Minuten ist unser Boot voll und es geht los. Jetzt kostet die Passage für mich 4 Euro.
Es ist wunderbar am Morgen auf der Donau zu fahren. Donaudurchbruch heißt die Stelle, weil die Donau hier am engsten und tiefsten in ganz Bayern ist. Über 100 Meter hohe Felsen ragen am Ufer hervor, an denen sogar geklettert wird. Der Schiffsführer erzählt, dass hier die längsten Kletterfelsen nördlich der Alpen in Bayern seien. Alles ist noch herrlich frisch, ruhig und die Sonne brennt noch nicht so. Einige Menschen schwimmen schon in der Donau.
Nach 20 Minuten verlasse ich das Boot und wandere der Donau entlang bis nach Kelheim, wo ich mit Aloha verabredet bin. Als ich in Kelheim an der Bootsanlegestelle ankommen, traue ich meinen Augen nicht ganz. Die Großfamilie mit den Windhunden von gestern steht auf dem Weg und erkennt mich auch gleich wieder. Eigentlich wollten sie einen Schiffsausflug nach Weltenburg machen, aber die Schiffe fahren ja heute bekanntermaßen nicht. Ich versuche ein paar Tips zu geben und nutze die Gelegenheit, auch ein paar gute Fotos von den Hunden zu machen. Auf einmal stehe ich mitten in der Großfamilie und jeder versucht mit mir ein paar Worte zu wechseln. Eine richtig nette Familie, die entweder Sommer oder Herbst mit Nachnamen heißen. Das Familienoberhaupt schüttelt mir ganz am Schluss auch noch ganz uncoronamässig die Hand. Ich bin gespannt, ob mir diese sympathische Familie noch einmal begegnen wird.
Ich versorge mich in Kelheim mit Getränken und verbringe die Wartezeit mit dem Beobachten von Menschen. Heute ist Markt in Kelheim und das Standesamt hat offen und das an einem Samstag. Zwei Hochzeiten! Und eine Hochzeit ganz in Tracht.
Ich hole Aloha vom Bus ab. Sie hat schon eine aufregende Anreise aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Kelheim erlebt und ist einem Bilderbuchmenschen begegnet, der ihr das Busticket spendiert hat, weil sie nicht genügend Bargeld mit dabei hatte. Jetzt hat sie Hunger und wir gehen echt bayrisch Weisswürste mit Brezeln und Bier (ja schon wieder) essen und trinken.
Danach ist uns erst mal richtig warm geworden und wir beschließen, in der Donau baden zu gehen. Herrlich! Die Donau hat die Wasserqualität Stufe 2. Stufe 1 ist Trinkwasserqualität. Nur aufpassen muss man, dass einen die Strömung in der Mitte des Flusses nicht einfach mitreißt. Wieder an Land, beobachten wir die Menschen, die vorbei flanieren. Highlight ist eine Dame mit gelben Kleid und pinkem Sonnenschirm. Der Kontrast zum blauen Himmel und dem grünen Pflanzen könnte nicht schöner sein. Aloha wird nach einiger Zeit auf ein gutaussehendes Pärchen aufmerksam, die flussaufwärts in die Donau springen und nach kurzer Zeit flussabwärts wieder an Land gehen. Flussschwimmen!!! Ich hatte das schon in der Schweiz gesehen und bin auf die Schweizer ganz neidisch, weil inzwischen Städte wie Basel oder Genf ihre Flüsse so gestaltet haben, dass man wunderschön dort im Fluss schwimmen kann. Auf einmal taucht sogar ein Mann bei uns auf und kommt ans Ufer. Er ist von Weltenburg in der Donau bis Kelheim geschwommen.
Sofort folgen wir dem Pärchen und probieren es aus. Es ist super! Der Fluss nimmt uns mit und wir lassen uns treiben. Wir müssen nur aufpassen, dass wir wieder an unserer Landestellen ans Ufer schwimmen. Unterwegs können wir uns an einen festgemachten Kahn hängen und lassen uns von der Donau langziehen. Sofort wiederholen wir das ganze und beschließen, nach Basel zu fahren und dort dann im Rhein zu schwimmen. Unsere Entdeckung des Tages.
Es ist so spät inzwischen geworden, dass sich ein Weiterwandern heute nicht mehr lohnt. Wir suchen uns ein Quartier, legen dort die Rucksäcke ab und besuchen die Befreiungshalle auf der Anhöhe bei Kelheim. Ein furchtbarer klassizistischer Bau, der von überall in der Stadt aus gut zu sehen ist. Es fängt das Regnen an und wir gehen in unseren Gasthof. Spanferkel, Wildschweinpflanzerl und schon wieder dunkles Weltenburger Bier warten auf uns. Wieder echt bajuwarisch. Und ich bin schon wieder betrunken. Soviel Bier wie ich in den letzen 36 Stunden getrunken habe, habe ich in den letzten 10 Jahren nicht.
Lieber Martin, hoer nicht auf zu wandern, Deine Berichte sind das Highlight des Morgens!!
Liebe Grüße von Familie 2 Jahreszeiten und den zugehörigen 16 Pfoten 🙂 und allzeit „guten Fuß“!
Ich schliesse mich Ronni an – weiter wandern! Dein blog ist auch fuer mich der highlight des Tages! Und du triffst immer so nette Menschen.
Lieber Martin, wir sind leider (angesichts Deiner Erlebnisse sind wir schon ein bisschen neidisch) nicht mehr zum Schwimmen gekommen, dafür durften wir aber Deine nette Bekanntschaft bei Weltenburger Bier machen. Man kann halt nicht alles im Leben haben! In München kann man sich auch in den Isarauen vom Wasser flußabwärts tragen lassen – nur so als Tipp. Viele Grüße von den Cabriofahrern!
Sich von der Donau langziehen lassen? Tut das nicht weh?