Back on the Trail: Im Donautal von Regensburg nach Donaustauf

Back on the Trail: Im Donautal von Regensburg nach Donaustauf

In aller Frühe stehe ich auf und schreibe noch einen Willkommensbrief für meine Tante, die noch in England Enkelkinder hütet und nächste Woche wieder nach Bad Kreuznach kommen wird. Ich verlasse das Haus zum zweiten Mal mit voller Wanderausrüstung, nur diesmal 2 Kilogramm leichter. Ich habe ein paar Dinge, wie das Fernglas, weggelassen. Dafür sind neu dabei: Fersensocken, auf Anraten meiner Fußpflegerin für den rechten Fuß.

Mit dem Regionalzug geht es nach Mainz und dann mit 29 Minuten Verspätung im IC nach Regensburg. Zugfahren in Coronazeiten ist für mich immer noch ungewohnt. Alle tragen Maske und versuchen versetzt zu sitzen oder einen Platz Abstand zu halten. Das gelingt nicht immer, da zuviele Passagiere mitfahren. Ich bin immer gerne Zug gefahren, weil es immer wieder zu Begegnungen gekommen ist, die ganz besonders waren. Heute sind alle eher für sich, beschäftigen sich mit ihren Handys, Gespräche mit den anderen kommen eher nicht zustande. Nur der junge Mann, der mir schräg gegenüber sitzt, spricht mich an. Ihm wird gerade übel, weil er mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt. Wir tauschen die Plätze und es geht ihm schnell wieder besser, aber ein Gespräch kommt nicht zustande. Ich stelle mir kurz vor, wie das Gespräch mit ihm sein könnte. In der Phantasie gebe ich im sogar einen Namen: Julius, der sich auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch ist und der einen nervösen Magen besitzt. Jetzt kann ich aber die junge Frau, die mir schräg gegenüber sitzt, besser sehen. Eine schöne, dunkelhaarige, große Frau, die nach Wien fährt, um dort mit ihrer Familie Urlaub zu machen. Auf ihrem Handy steht „Paulina“.

In Regensburg fällt mir schon am Bahnhof auf: hier gibt es viele schöne Frauen. Ein ehemaliger Kollege von der Postbank Systems würde jetzt sagen: „Die Schnittendichte ist hier sehr hoch!“. Der Eindruck bestätigt sich, als ich durch die bereits gesehene Altstadt wandere. Eine der schönen Frauen darf ich sogar kennenlernen. Ich treffe eine dreissigjährige Moldawierin namens Eva, die als Physiotherapeutin in Regensburg arbeitet. Sie fährt regelmässig nach Hause, indem sie von Memmingen aus für 40-50 Euro nach Moldawien fliegt. Ich staune, dass ist wirklich günstig. Sie spricht kaum Deutsch, aber sehr gut Englisch. Für ihre Arbeit reicht es und es gefällt ihr hier gut. Keine Korruption und alles so schön sauber. Dabei lacht sich mich mit ihren grünen Augen an.

Ich wandere über die Donaubrücke. Der Weg ist gut ausgeschildert. Es geht an der Donau entlang flussabwärts. Auf der Donau kann ich Ausflugsboote erkennen. Die Stadt selber ist hier vor allen Dingen Gewerbe- und Neubaugebiet. Hier gefällt mir Regensburg gar nicht. Inzwischen hat ein starker Wind angefangen zu blasen. Glücklicherweise kommt er von der Seite oder von hinten.

Ich erreiche die Stadtgrenze. Der Weg ist fast eben und gleichzeitig auch ein Radweg. Zu meiner Linken kommt ein Naturschutzgebiet. Vor allen Dingen alte Obstreuwiesen. Ich freue mich wieder richtig auf dem Weg zu sein.

Der Wind wird immer stärker. Trotz des starken Winds bleibt mein Hut auf dem Kopf. Ich bin überrascht. Den Hut muss ich noch nicht einmal mit der Hand festhalten, der Strohhut sitzt auf meinem Kopf wie festgeklebt. Der Weg ist gut zu laufen und prima zum Einlaufen nach drei Wochen Pause. War in der Stadt die „Schnittendichte“ hoch, ist es hier die „Sitzbankdichte“. Ich könnte alle 200 Meter Sitzpause machen.

Ich erreiche am späten Nachmittag den Ort Donaustauf. Der alte Stadtkern ist gut erhalten und die Hauptstraße ist charakterisiert durch eine einzige fast geschlossene Häuserfassade auf jeder Straßenseite. Eine preisgünstige Unterkunft kann ich nicht finden. Der Wind ist immer stärker geworden und ein älterer Mann erzählt mir, dass ein Föhnsturm über die Nacht aufziehen soll. Vielleicht ist es keine gute Idee, gerade heute mit dem Übernachten in der freien Natur zu beginnen. Ich kriege dann noch ein Zimmer in einem teuren Vier-Sterne-Hotel. Die freundliche Empfangsdame macht mir sogar einen Sonderpreis. Ich kriege die Standardpauschale für einen Seminarteilnehmer. Wie passend. Die Sauna ist inklusive.

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